Waldwildnis in Hessen

In den letzten beiden Jahren ist mit Hilfe des Wildnisfonds ein eindrucksvoller Buchenwald in Mittelhessen zum Wildnisgebiet geworden. Bereits Ende 2020 erwarb die NABU-Stiftung Nationales Naturerbe mit Mitteln des Bundesumweltministeriums die Nutzungsrechte für 224,5 Hektar Privatwald von der Gräflichen Forstverwaltung Solms Laubach. Zusammen mit einer angrenzenden, rund 800 ha großen Staatswaldfläche des Landes Hessen umfasste das Gebiet die erforderliche Größe für ein Wildnisgebiet von gut 1.000 Hektar. Neben anderen Akteuren, hat außerdem das Institut für Tierökologie und Naturbildung GmbH viel Zeit aufgebracht vor Ort Bedenken aus den Weg zu räumen und die Umsetzungen voranzubringen. Seit Februar nun ist das Gebiet um weitere 176 ha größer geworden, da die Stadt Hungen per Stadtverordnetenbeschluß eine Teilfläche ihres Stadtwaldes für die Weiterentwicklung dieses Waldwildnisgebietes zur Verfügung gestellt hat. Der Nutzungsverzicht wird mit 4,4 Millionen Euro aus dem Wildnisfonds vergütet.

Die neue hessische Waldwildnis umfasst nunmehr 1.200 ha Fläche und ist frei von technischen Infrastrukturen und öffentlichen Verkehrswegen. Eine Holznutzung findet nicht mehr statt und die natürliche Dynamik führt alleine Regie.

Die Basaltverwitterungsböden im vorderen Vogelsberg sind enorm produktiv, so dass nicht nur mächtige Buchen wachsen, sondern sich auch sehr vielfältige Buchenwaldökosysteme entwickeln. Im nunmehr entstandenen Wildnisgebiet „Laubacher Wald – Westlicher Vogelsberg“ wachsen rund 70 Prozent Buchen, kleine, sich auflösende Fichtenbestände sowie Anteile an Eichen und anderen Laubhölzern sind ebenfalls zu finden. Der Anteil von Buchen- und Eichenwäldern, die älter als 160 Jahre sind, liegt weit über dem Bundesdurchschnitt. Sie bieten hervorragende Bedingungen für eine schnell einsetzende natürliche Waldentwicklung. Bereits heute ist die Artenvielfalt beeindruckend. Zahlreiche europäisch geschützte Tier- und Pflanzenarten finden im Wildnisgebiet ein geeignetes Habitat. Dazu zählen unter anderem die Bechsteinfledermaus und weitere zwölf Fledermausarten, Schwarz-, Grau- und Mittelspecht, die Wildkatze, der Feuersalamander oder das Grüne Besenmoos. Überzeugend für die Menschen vor Ort ist die positive Wirkung des Waldgebietes für das Regionalklima, die Wasserrückhaltung und ebenso die Grundwasserneubildung.

Gegenwärtig läuft durch das Umweltministerium Hessen und das Regierungspräsidium Gießen der Ausweisungsprozess als Naturschutzgebiet, womit dann auch eines der größten hessischen Waldnaturschutzgebiete entsteht.

Der Wildnisfonds ist ein Förderprogramm des Bundesumweltministeriums. Er soll Flächenbesitzer wie Kommunen, Kirchen oder Privatleute unterstützen, die ihre Flächen in eine natürliche Entwicklung überführen möchten. Stiftungen und Naturschutzorganisationen können Wald-, Moor- oder Auenflächen oder das Nutzungsrecht mit Fördergeldern des Wildnisfonds erwerben – insgesamt 20 Millionen Euro stehen dafür pro Jahr im Haushalt zur Verfügung. Solche Wildnisgebiete sollen idealerweise 500 bis 1.000 Hektar groß sein. Um die Förderung in Anspruch zu nehmen, können Flächen jedoch auch kleiner sein. Sie müssen aber ein schon bestehendes Gebiet durch Tausch oder Arrondierung so erweitern können, dass in absehbarer Zukunft ein großes, zusammenhängendes Wildnisgebiet entstehen kann.

 

Weiterführende Informationen zum Wildnisgebiet „Westlicher Vogelsberg“ und dem Wildnisfonds finden Sie unter:

www.z-u-g.org/aufgaben/wildnisfonds/

www.wildnisindeutschland.de/wildnisfonds/

https://naturerbe.nabu.de/aktiv/wildesland/29153.html

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